Promovendin: Charlotte Schneider
Keywords: Content and Language Integrated Learning (CLIL), Erstsprache L1, Code switching, Testsprache, Experiment
Gutachtende: Prof. Dr. Susanne Metzger (PH FHNW), Prof. Dr. Edwin Charles Constable (Uni Basel), Prof. Dr. Claudia Schmellentin Britz (PH FHNW)
Projektbeginn: FS 2018

In meinem Dissertationsprojekt gehe ich der Frage nach, welchen Einfluss die planvolle Verwendung der Erstsprache Deutsch (L1) beim englischsprachigen (L2) Chemielernen auf die fachliche Leistung hat. Bisher wurde die Erstsprache im bilingualen Unterricht nur sehr wenig erforscht und praktisch noch nicht in Zusammenhang mit Leistung gebracht (Dallinger, 2015). Die wenigen Studien, die sich explizit mit der Rolle der Erstsprache im Zusammenhang mit Leistung beschäftigen (Clark, Touchman, Martinez-Garza, Ramirez-Marin, & Drews, 2012; Dallinger, 2015), zeigen tendenziell, dass Lernende unter bilingualen (L2 + L1) Bedingungen einen höheren Leistungszuwachs und -stand erreichen, als Lernende in monolingualen Bedingungen (L2only). Dies legt eine Gebundenheit des Wissens an Sprache nahe (Kempert, Schalk, & Saalbach, 2018). Während sich diese Studien auf die Verwendung der Sprache während des Lernens beziehen, untersuchten andere Studien den Zusammenhang zwischen Leistung und der Erstsprache als Testsprache (Grabner, Saalbach, & Eckstein, 2012; Hahn, Saalbach, & Grabner, 2017; Roussel, Joulia, Tricot, & Sweller, 2017; Saalbach, Eckstein, Andri, Hobi, & Grabner, 2013; Volmer, Grabner, & Saalbach, 2018). Diese Studien zeigten übereinstimmend, dass kognitive Kosten entstehen und die Leistung beeinträchtigten (language switching costs LSC), wenn Lernende in einer anderen Sprache lernen als sie getestet werden.

In der Dissertation wird in einem 2 x 2-Design mit materialgestützter Intervention (pre-, post- & follow up-Test) den Einfluss der L1 auf die fachliche Leistung beim englischsprachigen Chemielernen untersucht. Die Verwendung der Erstsprache bezieht sich hierbei sowohl auf den Lernprozess, als auch als Testsprache (im Vergleich zu L2only-Bedingungen).

Insgesamt geht es bei dem Dissertationsprojekt daher einerseits um Grundlagenforschung im Bereich des zweisprachigen Lernens und andererseits auch darum, die Qualität von bilingualem Unterricht mithilfe von empirischen Befunden zu sichern.

Literatur
Clark, D. B., Touchman, S., Martinez-Garza, M., Ramirez-Marin, F., & Drews, T. S. (2012). Bilingual language supports in online science inquiry environments. Computers & Education, 58(4), 1207-1224.

Dallinger, S. (2015). Die Wirksamkeit bilingualen Sachfachunterrichts: Selektionseffekte, Leistungsentwicklung und die Rolle der Sprachen im deutsch-englischen Geschichtsunterricht.

Grabner, R. H., Saalbach, H., & Eckstein, D. (2012). Language-Switching Costs in Bilingual Mathematics Learning. Mind Brain and Education, 6(3), 147-155. doi:10.1111/j.1751-228X.2012.01150.x

Hahn, C. G. K., Saalbach, H., & Grabner, R. H. (2017). Language-dependent knowledge acquisition: investigating bilingual arithmetic learning. Bilingualism: Language and Cognition, 1-11.

Kempert, S., Schalk, L., & Saalbach, H. (2018). Übersichtsartikel: Sprache als Werkzeug des Lernens: Ein Überblick zu den kommunikativen und kognitiven Funktionen der Sprache und deren Bedeutung für den fachlichen Wissenserwerb. Psychologie in Erziehung und Unterricht.

Roussel, S., Joulia, D., Tricot, A., & Sweller, J. (2017). Learning subject content through a foreign language should not ignore human cognitive architecture: A cognitive load theory approach. Learning and Instruction, 52(Supplement C), 69-79. doi:https://doi.org/10.1016/j.learninstruc.2017.04.007

Saalbach, H., Eckstein, D., Andri, N., Hobi, R., & Grabner, R. H. (2013). When language of instruction and language of application differ: Cognitive costs of bilingual mathematics learning. Learning and Instruction, 26, 36-44. doi:10.1016/j.learninstruc.2013.01.002

Volmer, E., Grabner, R. H., & Saalbach, H. (2018). Language switching costs in bilingual mathematics learning: Transfer effects and individual differences. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(1), 71-96.