23 Sept. 2019 - 25 Sept. 2019
08:00  - 20:00

Göttingen
Veranstalter:
DGfE-Kommission „Professionsforschung und Lehrerbildung"

Kooperation – Koordination – Kollegialität Befunde und Diskurse zum (multi-)professionellen Zusammenwirken pädagogischer Akteur*innen an Schulen

Spätestens mit den seit den 1990er Jahren geführten Diskussionen rund um Konzepte und Modelle der so genannten ‚Neuen Steuerung‘ hat sich der Begriff Kooperation als ein Schlüsselkonzept des Schulentwicklungs- und -reformdiskurses etabliert. Nach wie vor gilt die innerschulische Kooperation – sowohl unter Lehrkräften als auch berufsgruppenübergreifend unter Pädagog*innen – als Königsweg zur Entwicklung guter Schulen und wird bildungspolitisch forciert. Entsprechend liegen Untersuchungen und Konzeptualisierungsvorschläge zu Fragen von „Kooperation“ und in Verbindung damit auch von „Handlungskoordination“ und „Kollegialität“ in Schule und Unterricht ,im Trend‘ – nicht nur, aber auch weil die Entwicklungen auf Systemebene immer mehr praktische Kooperationsnotwendigkeiten zeitigen.

So kommt es u.a. im Rahmen des Ausbaus von Ganztagsangeboten und Schulnetzwerken sowie der steigenden Nachfrage nach inklusiven Settings dazu, dass neben Lehrkräften zunehmend auch andere pädagogische Berufsgruppen an Schule präsent sind. Allein schon das Faktum der Anwesenheit der jeweiligen ‚Professionsanderen‘ impliziert, dass sich Regelschullehrkräfte, Sonderpädagog*innen, Sozialpädagog*innen und/oder Inklusionshelfer*innen vor die Notwendigkeit gestellt sehen, ihre Zusammenarbeit vor Ort auszuweiten und zu intensivieren. Diese Entwicklung bringt die zuvor vornehmlich über äußere Differenzierung qua Handlungsfelder etablierten Ordnungen des Mit- und Nebeneinanders der pädagogischen Berufsgruppen in Bewegung. Tradierte Formen und Muster schulischer Handlungskoordination werden in Frage gestellt, sodass Zuständigkeiten möglicherweise neu ausgehandelt, neue Formen der Bearbeitung der Anforderungen im Handlungsfeld Schule gefunden und Arbeitsabläufe (neu) strukturiert werden müssen; dies gilt sowohl für die Sphäre der Organisationsprozesse als auch für die professionelle Interaktionspraxis und hat Auswirkungen auf das jeweilige professionelle Selbstverständnis und die Professionsentwicklung insgesamt.
Kommission Professionsforschung und Lehrerbildung.

Was genau allerdings unter „Kooperation“ im Allgemeinen und „multiprofessioneller Kooperation“ im Besonderen verstanden wird, stellt sich im Forschungs- wie im Praxisdiskurs ausgesprochen heterogen dar. Anliegen der Jahrestagung 2019 ist es, einen Rahmen dafür zu bieten, sowohl empirische Befunde zu als auch theoretische Auseinandersetzungen mit den genannten Fragen zu präsentieren und – gerne auch in kritischer Auseinandersetzung mit dem eigenen Vorgehen – zur Diskussion zu stellen.
Ausgehend von empirischen, schultheoretischen, unterrichtstheoretischen, organisationstheoretischen, profession(alisierung)stheoretischen und/oder historischen Ansätzen und Perspektiven könnten bspw. folgende Fragen fokussiert werden:


➢Wie lassen sich die Begriffe „Kooperation“, „Koordination“ und/oder „Kollegialität“ konzeptionell fassen und aufeinander beziehen?
➢ Wie stellt sich der Diskurs/wie stellen sich die Diskurse um die Konzepte Kooperation, Koordination und/oder Kollegialität dar?
➢ Welche Konzeptualisierungen von (multi-)professioneller Zusammenarbeit und welche Vorstellungen von Professionalität, Multiprofessionalität und Transprofessionalität werden artikuliert? Welche Erwartungen an die pädagogischen Akteure in Schule werden damit formuliert und welche (Wirkungs-)Annahmen stehen dahinter?
➢ Welche (neuen?) Anforderungen und Herausforderungen entstehen im Zuge dessen? Welche Problembereiche und Potentiale lassen sich identifizieren?
➢ Welche konkreten (neuen?) Formen bzw. Modi der Handlungskoordination und Bezugnahme aufeinander werden wie und mit welchen Implikationen auf welchen Ebenen hervorgebracht?
➢ Welche Implikationen für die „professionellen Selbstverständnisse“ der pädagogischen Akteur*innen lassen sich beobachten?
➢ Inwieweit gehen mit den kooperativen Arbeitszusammenhängen Prozesse der Professionalisierung und/oder Deprofessionalisierung einher? Wie sind die beobachtbaren Prozesse hinsichtlich der Organisations- und Professionsentwicklung zu interpretieren? Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus schul-, professions- und unterrichtstheoretischer Perspektive ziehen?

Kolleginnen und Kollegen, die zu solchen und ähnlichen Fragen arbeiten, sind herzlich eingeladen, ihre Ansätze, Befunde und Konzepte in Göttingen zur Diskussion zu stellen. Forscherinnen und Forscher aus angrenzenden Disziplinen (z.B. Sonderpädagogik oder Sozialpädagogik) sind willkommen. Wir fordern auch insbesondere Wissenschaftler*innen in Qualifikationsphasen auf, Beitragsvorschläge einzureichen.

Weitere informationen finden sich unter https://www.uni-goettingen.de/de/593477.html

 

 


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