Autor: Dr. phil. Benno Rottermann
Gutachtende: Prof. Dr. Hans-Ulrich Grunder, Prof. Dr. habil. Markus P. Neuenschwander
Projektabschluss: 2016

Abstract
Die Geschlechtssegregation der Arbeitswelt reproduziert sich bereits im Berufsfindungsprozess von Jugendlichen. Da Lernende in geschlechtsuntypischen Berufslehren dem Geschlechtsrollen-bild nicht entsprechen und sich in einer marginalisierten Situation befinden, stehen sie vor spezi-ellen Herausforderungen. Das Modell der geschlechtsuntypischen Berufssozialisation postuliert, dass Lernende in geschlechtsuntypischen Berufen aufgrund der Reaktionen ihres sozialen Um-felds eine erhöhte Misserfolgswahrscheinlichkeit während der Berufslehre haben. In Re-Analysen bestehender Populations- und Panel-Datensätzen wird das Modell getestet und die Forschungsfrage – inwiefern Jugendliche in geschlechtsuntypischen Berufslehren diskriminiert sind – geklärt. Inhaltsanalytisch interpretierte Interviews mit Lernenden in geschlechtsuntypische Berufslehren  decken Bedingungen auf, unter denen sich die geschlechtsuntypische Berufssozia-lisation vollzieht. Das Modell konnte bestätigt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Lernende in geschlechtsuntypischen Berufslehren stärker von Lehrvertragsauflösung, Misserfolg an der Lehr-abschlussprüfung, Absenzen und psychosomatischen Beschwerden betroffen sind als andere Lernende. Nichtsdestotrotz können diese Jugendlichen einen Berufshabitus entwickeln, wenn sie über genügend individuelle und soziale Ressourcen verfügen.