Autor: Dr. phil. des. Jan Hofmann
Gutachtende: Prof. Dr. Markus P. Neuenschwander (PH FHNW) & Prof. Dr. Elena Makarova (Universität Basel)
Projektdauer: 2018-2023

Abstract
In der thematisch in die erste Berufs- und Ausbildungswahl von Jugendlichen auf Sekundarstufe I eingebetteten kumulativen Dissertation wurde mittels quantitativer Längsschnittdaten die Forschungsfrage untersucht, welche Faktoren das Ausmass verschiedener Facetten der von den Jugendlichen ausprobierten Schnupperlehr- und Berufswahlpraktikaberufe vorhersagen und welche Rolle diese Facetten für den weiteren Verlauf der ersten Berufs- und Ausbildungswahl spielen. Zum ersten Teil der Fragestellung nach den Determinanten des Ausmasses verschiedener Facetten von Schnupperlehr-/Berufswahlpraktikaberufen wurden drei Artikel publiziert, wobei sich jeweils ein Artikel auf eine der in der Theory of Circumscription, Compromise and Self-Creation als bedeutsam postulierten beruflichen Facetten – Geschlechtstypik (Artikel 1; Hofmann & Neuenschwander, 2021a), sozialer Status (Artikel 2; Hofmann & Neuenschwander, 2021b) und berufliche Anforderungen (Artikel 3; Hofmann & Neuenschwander, 2022) – bezog. In allen drei Artikeln wurde auch der zweite Teil der Forschungsfrage nach der Rolle dieser beruflichen Facetten für den weiteren Verlauf der ersten Berufswahl untersucht, wobei das Absolvieren von Schnupperlehren und Berufswahlpraktika als ein statisches Element innerhalb des Prozesses der ersten Berufs- und Ausbildungswahl betrachtet wurde. Als theoretische Grundlage dienten die sozial-kognitive Laufbahntheorie und das Wisconsin-Modell. In beiden Theorien lässt sich das Absolvieren von Schnupperlehren und Berufswahlpraktika als Element des Berufs- und Ausbildungswahlprozesses verorten. Mit dem Absolvieren von Schnupperlehren und Berufswahlpraktika als ein dynamischer Prozess innerhalb des Prozesses der ersten Berufs- und Ausbildungswahl beschäftigte sich Artikel 4 (Hofmann & Neuenschwander, 2023). Im Artikel wurden die Bedingungen des Entscheids für die Weiterverfolgung eines Schnupperlehr-/Berufswahlpraktikumberufs als potenzieller Ausbildungsberuf im ersten Berufs- und Ausbildungswahlprozess untersucht. Als theoretische Grundlage des Artikels diente die Theory of Circumscription, Compromise and Self-Creation, welche theoretische Bezüge zum Prozess-Charakter des Absolvierens von Schnupperlehren und Berufswahlpraktika liefert. In den Artikeln erwiesen sich hinsichtlich des ersten Teils der Forschungsfrage drei Determinanten als besonders relevant: (a) die beruflichen Aspirationen und Interessen der Jugendlichen, (b) proximale und distale Einflüsse aus dem sozialen Kontext der Jugendlichen, und (c) die subjektiven Fähigkeitseinschätzungen der Jugendlichen. Bezüglich des zweiten Teils der Forschungsfrage zeigte sich, dass die Zugänglichkeit eines Schnupperlehr-/Berufswahlpraktikumberufs den weiteren Verlauf der ersten Berufs- und Ausbildungswahl von Jugendlichen am stärksten beeinflusst. Bei weiblichen Jugendlichen haben zudem die führend-verkaufenden Anforderungen der Schnupperlehr-/Berufswahlpraktikaberufe einen negativen Einfluss auf den Weiterverfolgungsentscheid. Die Ergebnisse führen zur Schlussfolgerung, dass ähnliche Konzepte die beruflichen Facetten Geschlechtstypik, sozialer Status und berufliche Anforderungen der Schnupperlehr-/Berufswahlpraktikaberufe vorhersagen, diese Facetten im Hinblick auf Anpassungen im weiteren Verlauf der Berufs- und Ausbildungswahl jedoch eher nebensächlich sind.

 

Keywords: Schnupperlehre, Berufswahlpraktikum, Facetten, erste Berufs- und Ausbildungswahl, Ausbildungsberuf, berufliche Grundbildung