Autorin: Dr. phil. Maleika Krüger
Gutachtende: Prof. Dr. Regula Julia Leemann (PH FHNW), Prof. Dr. Ina Habermann (Universität Basel), Prof. Dr. Stefan Keller (PH FHNW)
Projektdauer: 2016-2021

Abstract
Das Internet ermöglicht heutzutage den Zugriff auf eine Vielzahl englischsprachiger Medieninhalte (Carlson, Gerhards & Hans, 2016; Medrano, 2014). Damit einher geht die gesteigerte Möglichkeit für informelle Spracherwerbssituationen, in denen Lernende spielerisch in Kontakt mit der englischen Sprache kommen können. Lernprozesse finden unter diesen Bedingungen meist unbewusst und beiläufig statt (Ellis, 2008; Hulstijn, 2001, 2013; Kekra, 2000). Internationale Studien konnten bereits positive Effekte solcher ausserschulischen medialen Sprachkontakte auf die Sprachkompetenz von Lernenden aufzeigen (u.a. Black, 2005, 2009; Gee, 2007; Sundqvist, 2009; Kuppens, 2010).

Gleichzeitig konnten empirische Studien zeigen, dass trotz allgemein gestiegener technischer Ausstattung in den Familien, die Mediennutzung noch immer zum Teil einem herkunftsspezifischem medialen Habitus folgt (u.a. Alderson, Junisbai & Heacock, 2007; Biermann, 2009, 2013; Kommer, 2013). Auch im Hinblick auf die Geschlechtszugehörigkeit konnten empirische Studien Unterschiede in der Art und Häufigkeit der Mediennutzung zeigen, die auf unterschiedliche Präferenzen und Aneignungsmechanismen schliessen lassen (u.a. MPFS, 2017; Waller et al., 2016).

Im deutschsprachigen Raum fehlte es bisher an empirischen Befunden im Hinblick auf die Nutzung englischsprachiger Medienangebote. Das vorliegende Dissertationsprojekt strebte an, diese Forschungslücke zu schliessen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde im Rahmen der Studie Measuring English Writing at Secondary Level neben der englischen Schreib-, Lese- und Hörfähigkeit auch der Konsum englischsprachiger Medieninhalte von n = 2487 Schüler*innen (n = 1626 Nordwestschweiz, n = 861 Deutschland) der Sekundarstufe II erhoben.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Jugendlichen täglich bis mehrmals wöchentlich in Kontakt mit englischsprachigen Medieninhalten kommt. Die Analysen ergaben weiterhin, dass der mediale und sprachbezogene Habitus in der Familie sowie das Geschlecht Einfluss auf die Häufigkeit und Art der englischsprachigen Medienkontakte hat. Darüber hinaus zeigte die Häufigkeit der ausserschulischen medialen Sprachkontakte einen positiven Zusammenhang zur Sprachkompetenz der Lernenden. Die Effekte für Lesen, Hören und Schreiben fielen dabei ähnlich hoch aus.

Mit der hier durchgeführten Studie liegen erstmals belastbare empirische Zahlen für die informellen und ausserschulischen englischsprachigen Medienkontakte von Jugendlichen aus Deutschland und der Nordwestschweiz vor. Die Ergebnisse der Studie sind dabei auch für das Bildungssystem relevant. Der moderne Fremdsprachenunterricht sollte es sich zum Ziel setzen, den zunehmend unterschiedlichen Aneignungskontexten und Lernfortschritten der Schüler*innen im Unterricht angemessen zu begegnen, aktiv an diese anzuknüpfen und weitere Kontakte zu fördern.